Fach: Griechisch
Die Fachschaft Griechisch
Informationen zum Fach Griechisch
Europa, der Sage nach eine phönizische Königstochter, näherte sich neugierig dem weißen Stier – nicht ahnend, dass Zeus sich diese blendende Gestalt ausgesucht hatte. Und sofort ging es nach Kreta. Eine Folge der Geschichte ist der Name unseres Erdteils!
Wer Altgriechisch lernt, muss neugierig sein!
Im Griechischunterricht lernt Ihr nicht nur eine faszinierende Sprache kennen, sondern Ihr erfahrt, was hinter den Namen steckt!
Der Griechischunterricht in Münster steht allen Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe ab Stufe 10 offen!
Griechisch in Münster
Die Griechischkurse in Münster werden abwechselnd vom Schillergymnasium und vom Gymnasium Paulinum ab der Einführungsphase als stadtweite Kurse angeboten, die für Schülerinnen und Schüler aller Gymnasien und Gesamtschulen offen sind. Mit der Wahl des Faches kann der Fremdsprachenschwerpunkt in der gymnasialen Oberstufe abgedeckt werden. Griechisch kann als Abiturfach gewählt werden. In den kleinen Kursen gehen wir auf eine intensive Entdeckungsreise der griechischen Sprache und der griechischen Kultur.
Warum heute noch Altgriechisch?
In Altgriechisch sind zentrale Texte unserer abendländischen Kultur verfasst; Homer, Platon, Herodot, Thukydides – Namen, die untrennbar mit der Entstehung und Geschichte unserer Kultur zu tun haben. Wissenschaft und Politik, Philosophie und Kunst: sie schöpfen bis heute aus dieser Quelle. Demokratie und Ideologie, Musik und Drama, Mathematik und Physik und Ethik – Begriffe aus dem Griechischen, die unsere Welt bis heute prägen.
Neben dem Logos, neben der verstandesmäßig erfassten Welt hat der Mythos der Griechen die Kultur geprägt: Odysseus, Antigone, Prometheus, Orpheus, Herakles – Gestalten, in denen die bunte Fülle an lebendiger Phantasie anschaulich wird, in denen menschliche Grunderfahrungen bildhaft werden und die bis heute zur Darstellung und Auseinandersetzung reizen.
Herakles auf der Flucht – er hat den Dreifuß aus Delphi geraubt!
Neben allen notwendigen Kompetenzen, die heute Schulbildung vermitteln muss, sollte für wache und interessierte junge Menschen die Bildung in diesen Bereichen ein Thema sein. Griechisch-Unterricht ist immer Unterricht im weiten Sinn: über die Sprache werden Themen aus Geschichte, Politik, Philosophie und Kunst thematisiert.
Wesentliche Motivation, Griechisch zu lernen, sollte der Wunsch sein, diese Weite des Denkhorizontes, die bunte Fülle der mythologischen Gestalten und Geschichten kennen zu lernen und sich in der Auseinandersetzung damit zu ‚bilden‘.
Unser tägliches Griechisch
Ist euch eigentlich klar, dass wir täglich griechische Wörter benutzen, die unser Leben in all seinen Phasen begleiten?
Ob man von uns als Embryo spricht, der bestimmte Phasen seiner Entwicklung durchmacht, ob wir als Kinder unseren Sigmatismus beim Logopäden therapieren lassen, als Heranwachsende das Gymnasium besuchen undBiologie und Physik didaktisch durchdacht mit den neuesten Methoden lernen und im Verlaufe unserer Schulzeit zum polyglotten Kosmopoliten werden, uns vielleicht mit einem Ödipuskomplex zum Psychologen begeben, die griechische Sprache begleitet uns durch unser Leben:
Wir beschäftigen uns vielleicht dann noch mit Astronomie, lesen Theorien, konfrontieren die Theorie mit der Praxis, müssen hin und wieder den Otorhinolaryngologenaufsuchen, der uns mit der Diagnose „Laryngitis“ in die Apotheke schickt: unser „tägliches Griechisch“ verlässt uns erst dann, wenn liebenswerte Angehörige uns nach unserem Exitus (halt: hier hat sich etwas Lateinisches eingeschlichen!) in einem Epitaph ein paar nette Worte widmen.
Organisation der Kurse
Griechisch als neueinsetzende Fremdsprache ab der Einführungsphase wird vierstündig unterrichtet und kann als Fach in der gymnasialen Oberstufe bei fremdsprachlichem Schwerpunkt eine der Pflichtsprachen abdecken. Zur Zeit werden in der neu einsetzenden Fremdsprache zwei Klausuren pro Halbjahr geschrieben, in der 13.2. noch eine Klausur. Griechisch kann als 3. oder 4. Abiturfach gewählt werden.
Das Graecum
Das Graecum ist an vielen Universitäten Eingangsvoraussetzung für bestimmte Studiengänge, z. B. auch für das Fach Latein. Das Graecum kann im Griechischkurs auf drei verschiedenen Wegen erworben werden:
- Griechisch ist 3. Abiturfach
- Griechisch ist 4. Abiturfach
- durch eine Erweiterungsprüfung im zeitlichen Rahmen des Abiturs (dreistündige Klausur + mündliche Prüfung)
Blick in die Lektüre
Blick in die Lektüre 1: Homer
Nach Abschluss des Lehrwerks widmen wir uns der Lektüre, deren Inhalte durch die Vorgaben für das Zentralabitur festgelegt und damit in gewissen Abständen Änderungen unterworfen sind. Wer sich für das Schuljahr 2011/12 für einen Griechischkurs entscheidet, kann sicher sein, dass eine Auswahl aus Homers Odyssee auf dem Programm steht.
Die Odyssee berichtet nicht nur von den Abenteuern des Odysseus, sondern führt den Leser zunächst nach Ithaka, in die Heimat des Odysseus. Dort haben sich am Königshof Männer eingenistet, die Penelope, die mittlerweile zwanzig Jahre auf ihren Mann wartet, heiraten wollen. Telemachos, Odysseus’ Sohn, den dieser als Baby zurückgelassen hat, als er nach Troja aufbrach, ist inzwischen zum jungen Mann herangewachsen, der von Athene den Auftrag erhält, sich bei den Kriegsgefährten seines Vaters nach dessen Verbleib zu erkundigen. So erfährt der Leser zunächst indirekt etwas über Odysseus, bis dieser selbst in den Mittelpunkt des Epos tritt. Wir treffen ihn bei der schönen Nymphe Kalypso, die ganz gegen ihren Willen den Auftrag der Götter erhalten hat, Odysseus nach Hause zu entlassen.
Mit dem selbstgebauten Floß erleidet er – denn Poseidon zürnt ihm noch immer – Schiffbruch, kann sich aber auf die Insel der Phäaken retten, wo ihn die Königstochter Nausikaa in den Palast ihrer Eltern führt. Er kommt dort selbst zu Wort und erzählt in chronologischer Reihenfolge von seinen vielen Abenteuern. Schließlich fahren die Phäaken ihn mit ihren schnellen Schiffen nach Ithaka. Er trifft mit seinem von der Erkundigungsfahrt zurückkehrenden Sohn zusammen, kann die unliebsamen Freier besiegen und schließlich an der Seite seiner Frau Penelope die Herrschaft über Ithaka wieder antreten.
Eingewoben in diesen spannenden Handlungsaufbau findet der Leser Szenen, die menschliche Begegnungen mit psychologischem Blick erzählen und das Publikum bis heute fesseln: die Begegnung von Vater und Sohn, die sich eigentlich gar nicht kennen; die Wiederbegegnung mit der Ehefrau nach 20 Jahren; die Verliebtheit Nausikaas in den abenteuerlichen Fremden. Die homerische Sprache besticht durch ihre Anschaulichkeit und enthält viele Relikte aus der Zeit, in der die Epen mündlich tradiert wurden. Die Hexameter im Original zu lesen kann durch keine Übersetzung ersetzt werden.
Blick in die Lektüre 2: Griechische Philosophie
Schon das Wort Philosophie (griech.: Weisheitsliebe) zeigt es: Die griechische Antike ist für uns Basis und Ausgangspunkt der Philosophie.
„Ich bin mir bewusst, dass ich weder im großen noch im kleinen weise bin.“ So einer der berühmtesten griechischen Philosophen, Sokrates (Plat. Apol. 21b).
Sokrates und sein Schüler Platon nehmen in unserem Griechisch-Kurs einen wichtigen Platz ein. Wir setzen uns mit ihren Denkmodellen auseinander, lernen deren historische Hintergründe kennen und versuchen, die Besonderheit der philosophischen Sprache Platons zu erfassen. Doch Fragen der Philosophie wurzelten schon vor Sokrates und Platon im griechischen Leben. Zunächst beschäftigten sich Dichter in der Ausformung des Mythos mit Göttern und Welterklärung.
Als erste Epoche der eigentlichen Philosophie gelten die Vorsokratiker. Ort dieser Entwicklung ist Milet an der kleinasiatischen Küste. Dort scheinen sich die philosophischen Fragestellungen durch Kontakte mit den alten Kulturen des mittleren Ostens entwickelt zu haben. Im Mittelpunkt stehen Art und Ursprung der Natur: Es handelt sich um Naturphilosophie. Die Philosophen aus Milet fragen nach dem Urstoff. Für Thales von Milet (7./ 6. Jh. v.Chr.) ist es das Wasser, für Anaximandros das Unbegrenzte, für Anaximenes die Luft.
Pythagoras (6. Jh. v.Chr.) und die Pythagoreer suchten ebenfalls nach einem Basisprinzip in der Natur, fanden es aber nicht in einem Urstoff, sondern in Zahlen und Zahlensystemen. So wird der Grundstein der Verbindung von Mathematik und Philosophie, aber auch für die Erkenntnis der Zusammenhänge von Mathematik und Musik gelegt.
Heraklit von Ephesus (Beginn 5. Jh. v.Chr.) sieht als Basisprinzip fortwährende Bewegung und Veränderung, erst später zusammengefasst in dem Ausspruch „alles fließt“ (panta rei). Als Urstoff sieht er das Feuer, in das sich die Welt regelmäßig auflöst und aus dem sie sich wieder neu bildet. Die Eleaten hingegen sehen die Wirklichkeit als etwas unveränderliches, in dem das Seiende ist und das Nicht-Seiende nicht ist.
Die jüngeren Naturphilosophen versuchen, die Meinungen zu versöhnen. Empedokles von Akragas, Sizilien, (5. Jh. v.Chr.) sieht vier Elemente: Feuer, Luft, Wasser, Erde, die nicht entstanden sind. Liebe und Hass sorgen für Bewegung dieser Elemente. Demokrit von Abdera entwickelt die Atomtheorie. Aus den kleinen, unteilbaren Bestandteilen entstehe der Kosmos.
Vor allem in Athen entwickeln sich im 5. Jh. v.Chr. andere Denkformen: die Sophistik und die Lehren des Sokrates. Hier steht nun nicht mehr die Natur, sondern der Mensch selbst im Mittelpunkt der Fragen. Neben Physik macht auch Ethik einen Teil der Philosophie aus. Es erhebt sich die Frage, ob objektives Wissen möglich ist. Die sogenannten Sophisten verneinen das. Wissen und Kenntnis sei subjektiv.
Bezeichnend ist der Homo-Mensura-Satz des Protagoras: „Aller Dinge Maß ist der Mensch, der seienden, dass sie sind, der nicht seienden, dass sie nicht sind.“ Das Wesen der Gerechtigkeit ist für die Sophisten aus der Natur abzuleiten, so dass man sich in der Regel auf das Recht des Stärkeren beruft. In der Neuzeit fallen hierzu Sozialdarwinismus und Herrenmoral als Stichwörter ein.
Die Sophisten ziehen umher, um die Menschen zu unterweisen, und nehmen für ihre Dienste Geld. Ziel ist es, den Menschen zu ermöglichen, in Gesellschaft und Politik Erfolg zu haben. Rhetorik ist ein wichtiger Beitrag hierzu.
Sokrates stellt sich in starkem Gegensatz zu den Sophisten, auch wenn die zeitgenössischen Athener ihn häufig zu den Sophisten zählten. Für ihn sind Normen und Werte keinesfalls relativ und objektives Wissen ist seines Erachtens möglich. So sucht er denn auch nach den Definitionen dieser Werte.
Über Sokrates’ Leben bestehen verschiedene Anekdoten und lebhafte Eindrücke. Sprichwörtlich geworden ist seine angeblich so zänkische Frau Xanthippe. Im Krieg soll er sehr tapfer und pflichtbewusst gekämpft haben. Seine dialektische Methode vergleicht er mit der Hebammenkunst, sein Äußeres mit dem eines Silens. Sokrates wird als Verkörperung seiner eigenen Philosophie dargestellt. Als er siebzigjährig angeklagt wird, weil er die Jugend verderbe und sich gegenüber den althergebrachten Göttern blasphemisch verhalte, wird er zum Tod verurteilt. Trotz der Möglichkeit zur Flucht trinkt er das Schierlingsgift, ein Motiv, das später in philosophischen Kreisen oft aufgenommen wird.
Sokrates selbst hat keine Schriften hinterlassen. Unsere Kenntnis über ihn haben wir nur indirekt durch die Schriften seines Schülers Platon, ebenso wie durch Werke des Xenophon und – des Komödiendichters Aristophanes. Vor allem die frühen Werke Platons scheinen eher die Gedanken des Sokrates widerzuspiegeln. In diesen Dialogen versucht er, seinen Gesprächspartner zur Definition von Wertbegriffen wie Gerechtigkeit zu bringen, wobei sich herausstellt, dass die zu Anfang so felsenfeste Überzeugung der Gesprächspartner in sich zusammenfällt. Oft steht am Ende keine tatsächliche Definition, sondern Aporie – Ratlosigkeit und Zweifel.
In den späteren Dialogen lässt Platon Sokrates zwar auftreten, scheint aber die sokratischen Ideen weiter entwickelt zu haben. So manifestiert sich Platons Ideenlehre, anschaulich dargestellt im berühmten Höhlengleichnis im siebten Buch seines Werkes ‚Der Staat‘. Was wir auf der Erde wahrnehmen, ist Platon zufolge nur eine Widerspiegelung der Ideenwelt. Platon gründet eine Schule, die Akademie. Aus ihr löst sich später Aristoteles, der Erzieher Alexanders des Großen, und wird zum Begründer des Peripatos.
In der hellenistischen Zeit (beginnend im 4. Jh. v. Chr.) hat sich das politische und gesellschaftliche Gefüge durch Alexander den Großen grundlegend geändert. Die enge Polisbindung der Menschen ist aufgelöst. Die Philosophie beschäftigt sich vor allem mit dem individuellen Bestehen und Streben, den Zustand des Glücks zu erreichen und sich von der Wechselhaftigkeit des Schicksals zu lösen. Das Hauptinteresse gilt damit nun ethischen Problemen.
Die Stoa stellt in ihrer Ethik das Ideal des Weisen in den Mittelpunkt, der die wahre Glückseligkeit (Eudaimonia) erreicht. Er lebt in Übereinstimmung mit der Natur und Weltvernunft. Alles andere, wie Reichtum, Armut, Gesundheit usw. sind für die Eudaimonia irrelevant. So macht man sich von Gefühlen frei und erreicht den Zustand der Apathie. Der Stoizismus wird in Rom sehr populär. Seine philosophischen Grundsätze sind uns auch vor allem durch Seneca bekannt. Der Stoizismus zeigt deutlich Berührungspunkte mit der christlichen Ethik.
Die Epikureer meinen hingegen, der Zustand des Glückes sei über die Lust (Hedone) zu erreichen. Allerdings geht es nicht darum, einfach allen Begierden uneingeschränkt nachzugehen, sondern man muss abwägen, ob nicht dadurch, dass den Begierden nachgegeben wird, negative Folgen hervorgerufen werden.
Das grichische Theater
Das griechische Theater ist in mehrfacher Hinsicht ein sichtbares Zeichen für die Bedeutung der griechischen Antike für unsere Zeit und Kultur. Viele antike Theaterbauten stehen auch heute noch und werden für Theateraufführungen oder sogar Fernsehshows genutzt. Die Gestalten der Werke, wie z.B. Medea, Agamemnon oder Oedipus sind auch heutzutage noch bekannt. Die Stücke werden in Stadttheatern und an Schulen aufgeführt sowie in Filmen umgesetzt.
Schon allein die Architektur eines griechischen Theaters ist erstaunlich: Meist wurden Abhänge mit atemberaubender Aussicht und eine Ausrichtung nach dem Lauf der Sonne ausgenutzt. Das Dionysostheater in Athen konnte mehr als 10000 Menschen aufnehmen, und durch eine ausgeklügelte Akustik konnten alle dem dargestellten Geschehen folgen. Theatermaschinen erlaubten besondere Effekte. Aus dem Hintergrund der Bühne (Skene) konnte ein Wagen herausgerollt werden (Ekkyklema), auf dem das Innere eines Hauses dargestellt werden konnte. Durch einen Kran konnte ein deus ex machina am Ende des Stückes hereinschweben.
Besonders auffällig ist die Tatsache, dass die Schauspieler Masken trugen. Es gab insgesamt drei Schauspieler, die verschiedene Rollen spielten, außerdem trat ein Chor mit 15 Mitgliedern auf. Neben Sprechpartien gab es musikalisch begleitete Arien, Chorlieder und Tänze. Die Aufführenden waren immer Männer, die auch Frauenrollen spielten. Vermutlich durften auch nur Männer offiziell das Theater besuchen.
Die Athener des 5. Jahrhunderts v. Chr. liebten das Theater. Zwei große Festivals im Jahr waren der Aufführung von Theaterstücken gewidmet. Bei diesen Festivals ging es nicht nur um das bloße Anschauen der Stücke, sondern es war ein Wettkampf zu Ehren der Götter. Die Zuschauer brauchten dafür keinen Eintritt zu zahlen, sondern bekamen sogar ein Tagegeld, so dass es allen möglich gemacht wurde, die Vorstellungen zu besuchen.
Schon der Name des großen Tragödienfestivals zeigt, mit welchem Gotteskult die Tragödie verbunden ist: Bei den Großen Dionysien Ende März, die insgesamt fünf Tage dauerten, durften drei Tragödiendichter je drei ihrer Tragödien sowie ein Satyrspiel (s.u.) präsentieren. Die antiken Tragödien waren also im Prinzip für eine einmalige Aufführung geschrieben! Am letzten Tag wurde der Sieger bekannt gegeben. Sein Name sowie der Name des Sponsors, der die Aufführung finanziert hatte, wurden in einer Inschrift festgehalten. Zu diesem besonderen Fest reisten Menschen von weit her an. Dadurch bot sich den Athenern die Gelegenheit, sich selbst als religiöses, kulturelles und politisches Zentrum der Griechen zu repräsentieren. Bei den Lenäen im Januar/ Februar eines jeden Jahres stand die Komödie im Mittelpunkt.
Die Ursprünge von Tragödie, Komödie und Satyrspiel sind unklar, aber es ist sicher, dass sie im religiösen Zusammenhang stehen.
Die Tragödie
Eine Tragödie hatte meistens einen mythischen Inhalt: Bekannt sind auch in unserer Zeit noch z.B. die Geschichten um Agamemnon, Orest, Oedipus und Medea. Nur eine Tragödie mit historischem Inhalt wurde uns überliefert: Die Perser des Aischylos. Verschiedene Tragödien haben scheinbar einen gleichen Inhalt, da sie den selben mythischen Stoff behandeln. Das besondere ist aber jeweils, wie der Autor den bekannten Stoff umsetzt, welche Stränge er hervorhebt und wie er die beteiligten Personen charakterisiert. Der Inhalt der Stücke hatte gesellschaftliche Bezüge, auch wenn es nicht immer leicht ist, diese auf den Punkt zu bringen.
Eine Tragödie des 5. Jahrhunderts hat eine recht feste Form, die in den meisten Fällen eingehalten wird. Ein Stück beginnt mit einem Prolog, in dem die Situation dargelegt wird. Dann tritt der Chor ein (Parodos). Es folgen Akte (Episoden), die jeweils durch ein Chorlied (Stasimon) voneinander getrennt sind. Das Ende bietet ein weiteres Chorlied (Exodos).
Nur die Werke dreier Autoren sind uns überliefert: die Stücke des Aischylos, des Sophokles und des Euripides. Diese Werke wurden von der Nachwelt als so gut und wichtig erachet, dass sie immer wieder abgeschrieben wurden. Aber auch hier zeigt sich, wie wenig wir von der immensen Produktion des 5. Jahrhunderts v.Chr. tatsächlich kennen: Diese drei Autoren haben insgesamt so ca. 290 Stücke verfasst, uns vollständig erhalten sind aber nur je 7 des Aischylos und des Sophokles sowie 19 des Euripides!
Unter den Werken des Aischylos haben wir die einzige Tragödie historischen Inhalts, die Perser, sowie die einzige überlieferte Trilogie, in der die drei hintereinander aufgeführten Tragödien inhaltlich zusammengehören und aufeinander aufbauen (die sogenannte Orestie, bestehend aus Agamemnon, Choephoren und Eumeniden). Aischylos’ Werke präsentieren sich uns als besonders religiös.
Sophokles’ Stücke werden auch heute noch gerne aufgeführt. Schon Aristoteles rühmte besonders den König Oedipus. Bekannt ist auch die Antigone.
Euripides gilt als ein Erneuerer der Tragödie, der sich in verschieden Aspekten von den übrigen Schreibern absetzte. Seine Protagonisten erscheinen als Menschen ‚wie Du und Ich’, die durch Gefühle beherrscht werden und Schwächen zeigen. Zu Lebzeiten hatte er nur relativ wenig Erfolg, aber schon kurze Zeit später waren seine Werke sehr populär.
Von großem Einfluss für die Interpretation der Tragödie ist ein Werk des Aristoteles: die Poetik. In ihr setzte er sich vor allem mit der Tragödie des 5. Jahrhunderts auseinander und brachte Interpretationen der Funktion der Werke auf, die stark auf die spätere Einschätzung der Tragödien wirkten. Von ihm stammt der Begriff der Katharsis, der reinigenden Wirkung einer Tragödie auf den Zuschauer, aber auch die Beschreibung des idealen Handlungsverlaufes, der Peripetie (Umschlag von Glück ins Unglück).
Das Satyrspiel
Ein Satyrspiel schloss als heiteres Stück die Aufführung eines Dichters ab. Nur ein Satyrspiel ist uns als ganzes erhalten, der Kyklops des Euripides. Typisch für ein Satyrspiel scheint ein Chor von Satyrn zu sein, die zum Gefolge des Dionysos gehören und an einem Pferdeschwanz sowie an einem Phallus leicht zu erkennen sind. Die Handlung ist derb und beschäftigt sich mit Erotik und leiblichen Genüssen.
Die Komödie
Die einer Komödie zugrunde liegende Handlung und die in ihr auftretenden Personen sind sehr phantasievoll und bunt gestaltet. Der Chor bestand oft aus Tiergestalten wie Fröschen oder Vögeln, und die Ausstattung der Schauspieler zeichnete sich durch groteske Kleidung und Requisiten, dicke Bäuche oder Phallussymbole aus. Nur einige Werke des Aristophanes sind uns überliefert. In ihnen finden sich zahlreiche tagespolitische Anspielungen und Parodien zeitgenössischer Politiker, Philosophen (z.B. Sokrates), Dichter und sogar der Götter.
Die Blüte des griechischen Theaters war sicher im 5. Jahrhundert vor Christus, verbunden mit der Blütezeit Athens. Aber auch spater wurden nicht nur die Stücke der ‚großen Autoren’ Aischylos, Sophokles und Euripides aufgeführt, sondern auch neue verfasst. Leider sind hier meistens nur Fragmente überliefert. Nur von der neuen Komödie liegen uns vollständige Werke des Menander (4./ 3. Jh. v.Chr.) vor.
Lehrbuch
Das Unterrichtswerk heißt „Kantharos“. Der „Kantharos“ ist eigentlich ein Trinkgefäß; so, wie die Griechen aus ihm ihren Wein tranken, so werden aus dem Lehrwerk in 59 Lektionen die fortschreitenden Erkenntnisse zur griechischen Sprache und Kultur „getrunken“.
In dem Buch werden die notwendigen sprachlichen Grundlagen für die spätere Lektüre vermittelt, und zwar anhand von Inhalten, welche für das antike Griechenland kennzeichnend waren; es werden angesprochen die Lehre von der Natur und von den Göttern, der Roman, die Erziehung, das Theater, Demokratie und Staat , die Philosophie, das Problem von Krieg und Frieden, das tägliche Leben; schließlich wird auch das Neue Testament noch berücksichtigt. Die Texte sind entweder Originaltexte, natürlich bearbeitet, oder lehnen sich doch stark an diese an.
Die Lektionen sind verhältnismäßig kurz gehalten, der neue Stoff wird Schritt für Schritt eingeführt; in Grammatik und Wortschatz beschränkt sich das Buch auf das für die spätere Lektüre Wesentliche. Nach den bisherigen Erfahrungen kann man das Buch gegen Ende der 12.1/ 1. Quartal 12.2 abschließen; man hat dann eine gute sprachliche Grundlage für die Lektüre und gleichzeitig einen umfassenden Einblick in die Kultur des antiken Griechenlands.
Fahrten
Athenfahrt 2009 mit Nachspiel in London
Der stadtweite Griechischkurs, der am Schillergymnasium zum Schuljahr 2007/08 startete, hat im Frühjahr 2009 eine Fahrt nach Athen unternommen. Hier ein kurzer Bericht:

Griechischkurs 2009
Die diesjährigen Osterferien begannen für den Griechischkurs mit einer Fahrt nach Athen, wo wir am Samstag, dem 4.4. im späten Vormittag eintrafen. Unmittelbar nach dem Einchecken im Hotel begann unser umfangreiches Programm, das uns zunächst auf die Akropolis führte. Die griechische und römische Agora gehörten ebenso zum weiteren Programm wie der Kerameikos und das archäologische Nationalmuseum. Strömendem Regen verdanken wir den zusätzlichen Aufenthalt im Benakimuseum und dem Museum für Kykladische Kunst.
Das Wetter bescherte uns zwar keinen der legendären Sonnenuntergänge am Kap Sounion, aber auch ohne Sonne beeindruckte uns der Tempel mit seiner herrlichen Lage. Unvergesslich bleiben uns auch die Ausblicke auf Athen vom Philopappos-Hügel und vom Lykavittos, den wir nach langen Stunden im Museum zum Abschluss erklommen. Dass uns die griechische Küche verwöhnte und wir als Gruppe obendrein viel Freude hatten, muss wohl kaum extra erwähnt werden. Eine beeindruckende Reise – und eigentlich möchten wir jetzt gerne noch zu den Elgin marbles nach London!
Diesen Wunsch konnten wir dann nach dem Abitur am 7. Juli 2010 umsetzen:
Aufgepasst: Griechischkurs in London!

Akropolis 2009
Es war zunächst einfach nur eine Idee: wir hatten im April 2009 die Akropolis besichtigt und überhaupt einige eindrucksvolle Tage in der griechischen Hauptstadt verbracht: Streifzüge durch diverse Museen gehörten ebenso dazu wie der Genuss, die Burg vom Philopappos und vom Lykabettos zu betrachten, ganz Athen lag vor uns und nach kurzer Zeit mussten wir schon wieder zurück! Dann kam die Idee im Zug von Düsseldorf nach Münster: eine schöne Reise verlangt nach Wiederholung oder Fortsetzung: Da eine Wiederholung ausgeschlossen war (schließlich waren wir eine Gruppe, die sich aus Schülerinnen und Schülern von 7 verschiedenen Schulen zusammensetzte, deren Aktivitäten durch das im Frühjahr 2010 drohende Abitur deutlich eingeschränkt waren) konnten wir nur anknüpfen: Wir haben doch die Reliefs des Parthenontempels nicht gesehen! (Bekanntlich war das alte Akropolismuseum im Frühjahr 2009 geschlossen und das neue noch nicht eröffnet und außerdem befinden sich große Teile des Reliefschmucks im British Museum).
Also fehlte uns ein ganz entscheidender Blick auf ganz großartige Kunst und das musste geändert werden. So entschlossen wir uns, für einen Tag nach London zu fliegen, um im Britischen Museum die Elgin marbles, also die Originale vom Parthenon, die Lord Elgin im 19. Jhdt. erworben hat, aus nächster Nähe anzusehen. Der Plan musste dann mangels günstiger Flüge und diverser Terminschwierigkeiten mehrmals verschoben werden, aber endlich bot sich uns der 7. Juli 2010 (nachdem das Abitur bereits hinter allen lag) als letzte Möglichkeit an, unseren Traum vom Originalmarmor in die Wirklichkeit umzusetzen.

Graecum MMX kurz vor dem Abflug in Dortmund
Früh waren wir damals nach Athen aufgebrochen (Treffpunkt MS HBF um 0.50) und früh ging es auch nach London: Easy Jet flog um 6.50 Uhr von Dortmund nach London Luton, wo wir kurz nach sieben Ortszeit eintrafen. Ein Zug brachte uns nach Kings Cross Station (leider nicht zum Gleis .9. 3/4.) und von dort ging es mit der tube zum Ziel.
Die Öffnungszeiten waren so gnädig, dass wir sogar noch frühstücken konnten, bevor uns die Heiligen Hallen empfingen, in denen wir dann mehrere Stunden verbrachten, um zunächst die heiß ersehnten Reliefs und dann auch noch diverse andere Altertümer anzuschauen.
Am Ziel bei den Elgin Marbles:



Nach dem Museumsbesuch blieb noch Zeit, sich in London ein wenig umzutun und gegen 17.00 Uhr traten wir die Rückreise zunächst nach Luton und von dort nach Dortmund an, von wo aus wir dann während der 2. Halbzeit des Halbfinales Deutschland-Spanien zurückfuhren. Das Fußballergebnis konnte natürlich unsere Freude über den gelungenen Tag nicht mildern: ein kleines Bildungsabenteuer zum Abschluss des stadtweiten Griechischkurses.
Dass der Tag nicht auch finanziell für uns zum Abenteuer wurde, verdanken wir der großzügigen Unterstützung durch die Kuhraustiftung des Schillergymnasiums und den Verein „Alte Sprachen für junge Leute“, bei denen wir uns mit diesem Bericht ganz herzlich für einen gelungenen Tag auf den Spuren der Antike bedanken.