Bereits Anfang Oktober 2016 waren zwei Schülergruppen aus Lublin nach Münster gekommen, um sich hier mit Schülern des Ratsgymnasiums und des Schillergymnasiums zu treffen.
Verschiedene Organisationen, wie z.B. die Jungen Europäischen Förderalisten und der Förderverein Münster-Lublin, haben diese Begegnung ermöglicht und großzügig unterstützt. Drei Tage lang arbeiteten polnische und deutsche Schüler zusammen an dem Projekt „European Heritage – Does this exist?“
Durch die Arbeit an den Themen „Religionen in Europa“, „Die Bedeutung der Nation in den einzelnen EU-Staaten“ sowie „Münster und Majdanek: Verbindet oder trennt Geschichte?“, lernten die Jugendlichen (ca. 15-17 Jahre alt), die sich in gemischten Gruppen von Polen und Deutschen zusammenfanden, nicht nur die politischen Positionen des jeweils anderen kennen, sondern kamen sich auch persönlich näher.
Diese Bekanntschaften wurden während eines Gegenbesuchs Ende März 2017 erneuert und vertieft. Die Gruppe des Schillergymnasiums, geleitet von Frau Luise Pietsch, startete am 30. März morgens mit dem Zug über Berlin und Warschau nach Lublin. In ca. 12 Stunden durchquerten wir somit Dreiviertel der Fläche von Deutschland und Polen, da Lublin im Südosten, nahe der ukrainischen Grenze, liegt. Auf dem Bahnhof wurden wir von den Gastfamilien und den beiden Lehrerinnen überaus herzlich empfangen.
Am nächsten Tag trafen sich alle in der Aula des I. Liceum S. Staszica, wo der Direktor der Schule uns begrüßte. Durch Vorträge von Schülern lernten wir die Geschichte des Landes, der Stadt und der Schule näher kennen. Das wurde anschließend praktisch auf einer ebenfalls von Schülern organisierten Stadtführung fortgesetzt. Danach stärkte uns ein Imbiss, nach dem noch ein gemeinsamer Programmpunkt auf uns wartete: Das Archiwum Kryminalne. Zu viert musste jede Gruppe, eingeschlossen in einem Raum, einen Kriminalfall lösen. Dies war ein fesselndes Erlebnis, das die Mitarbeit und die Phantasie aller Beteiligten verlangte.
Nun wartete das Wochenende in den Familien auf uns.
Die neue Woche begann in der Schule mit Unterricht, an dem Polen und Deutsche gemeinsam teilnahmen. Der Dienstag war ausgefüllt mit einer Busfahrt in die Hauptstadt Warschau. Dort fuhren wir in die Altstadt, wo wir zuerst das Denkmal zu Ehren der verfolgten und ermordeten Juden besichtigten. Anschließend fesselte uns der Besuch der Gemäldesammlung in der Nationalgalerie. Bis zur Rückfahrt blieb für jeden noch Zeit, auf eigenen Wegen die Stadt zu erkunden.
Am Mittwoch fuhren wir mit dem Stadtbus nach Majdanek, dem ehemaligen KZ, in dem während des 2. Weltkrieges tausende Menschen zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet wurden. Dieser Ort hinterließ bei uns eine tiefe Betroffenheit und Nachdenklichkeit.
Zum Abschluss der Reise und des Tages trafen wir uns noch einmal in der Aula, wo jeder vorführte, was er von seinem jeweiligen Austausch-Schüler gelernt hatte. Der Höhepunkt war ein Film, in dem wir sahen, wie Antonia (aus Münster) in das Reiten und Emilia (aus Lublin) von dieser in das Laufen mit Roller-blades eingeführt wurde.
Zur Abfahrt am Donnerstag, dem 06. 04. 2017, waren alle pünktlich 05. 30 Uhr auf dem Bahnhof versammelt. Reich an Eindrücken und erlebter Freundschaft fuhr die Gruppe, vertieft im Gespräch über die gemeinsame Zeit, den langen Weg nach Deutschland zurück. Ein herzliches Dankeschön gilt unserer engagierten Leiterin Frau Pietsch und unseren überaus liebenswürdigen polnischen Gastgebern!
(Christiane Allecke)