+ 49.(0)251.68 66 18-0 schillergymnasium@stadt-muenster.de



Andere Länder bedeuten manchmal auch andere Sitten. Polen ist definitiv einen Besuch wert! Ein paar Eindrücke wie auch Programmpunkte werden wir hier schildern:

Vor Beginn der Reise nach Polen können die jeweiligen Austauschpartner und Austauschpartnerinnen durch Steckbriefe, in denen wir uns beschreiben, sehr gut aufeinander abgestimmt werden. In Lublin angekommen, haben wir dann festgestellt, dass die Gastfamilien sehr freundlich sind. Dadurch haben wir uns direkt sehr wohl gefühlt!

Die Essgewohnheiten sind nicht wie bei uns in Deutschland. Hier gibt es nämlich vier Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen, etwas wie ein Nachmittagessen und dann ein relativ spätes Abendessen gegen 20/21 Uhr. Des Weiteren gibt es bei jeder Mahlzeit eine riesige Auswahl.

Zur Stadt Lublin lässt sich sagen, dass sie nicht so viele Fußgängerzonen wie Münster hat, aber dafür vier Shopping-Malls, in denen überraschenderweise viele „deutsche” Geschäfte, wie Deichmann, Rossman und Lidl sind. Uns ist aufgefallen, dass man in Lublin eigentlich gar keine Fahrradfahrer sieht, dafür aber viel mit dem Auto gefahren wird, auch wenn die Strecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad schaffbar wäre.

Wir haben jeden Tag etwas Neues entdeckt und dabei unter anderem folgende spannende Beobachtung gemacht, als wir uns vorgestellt bzw. kennengelernt haben: Es kann viele Variationen für den Namen einer Person geben. Wenn man einen Menschen als Julia kennenlernt und dann bemerkt, dass sie auch Julka, Julla etc. genannt wird, war das sehr lustig und manchmal etwas verwirrend zugleich.

Neben kleinen kulturellen Entdeckungen hatten wir ein bereits vorab organisiertes Programm, das sehr interessant war und viel Spaß gemacht hat. Hierzu zählt eine Stadtführung, welche von polnischen Schüler*innen organisiert wurde. Diese haben dann zu vielen historischen Gebäuden o.ä. ein Kurzreferat gehalten.

Einen Tag waren wir auch mit im Unterricht und haben dabei noch an einer für uns zunächst ungewöhnlich klingenden Aktion teilgenommen: Hierbei ging es darum, im Rahmen der Erinnerungen an den Kriegsausbruch vor 70 Jahren derjenigen, die beim Warschauer Aufstand dabei gewesen waren bzw. diesen überlebt haben, durch das Verfassen einer an sie adressierten Postkarte zu gedenken. Das war eine schöne Gelegenheit, dass auch wir Postkarten schreiben, denn es ist sicherlich gut, dass Menschen, die einst gegen die deutsche Besatzung und Unterdrückung gekämpft hatten, Karten von Deutschen bekommen, in denen ihre Tat als etwas Gutes angesehen wird.

Freitag besuchten wir alle zusammen eine Ausstellung mit sehr unterschiedlichen Kunstwerken zum Thema Migration und haben anschließend dazu in Workshops verschiedene Bilder und Texte erstellt.

Samstag war dann ein Ausflugstag. Wir waren in einer sehr hübschen Stadt namens Sandomierz. Sandomierz liegt südlich von Lublin an der Weichsel. Kern der Stadt ist der große Stary Rynek (Altmarkt). Im Anschluss an die Stadttour haben wir gegen Abend eine Ruine, das sogenannte Schloss Krzyżtopór, besucht, welche wir mit Fackeln besichtigt haben. Das war ausgesprochen stimmungsvoll. Am Sonntag war dann Familientag und jeder hat etwas Individuelles mit „seiner” Familie unternommen. Viele waren in nahegelegenen Orten, sind gemeinsam in die Kirche gegangen, haben mit den Familen gekocht o.ä.

Am Montag besuchten wir eine Stiftung, die sich um Migranten und Asylsuchende kümmert. Der äußerst engagierte Institutsleiter führte uns zunächst allgemein in das Thema Migration in Europa ein und stellte dann seine Arbeit vor. Anschließend haben uns zwei eingeladene Migranten von ihrer bewegenden Lebensgeschichte, ihrer Flucht sowie zahlreichen Schwierigkeiten auf Grund ihres Migrationshintergrundes berichtet.

Dienstagvormittag waren wir im ehemaligen Konzentrationslager Majdanek, was sehr ergreifend war. Die polnische Austauschlehrerin sowie zwei Schüler führten uns über das weitläufige Gelände und haben uns sehr kenntnisreich viel über die Geschichte des KZs sowie das unbeschreibliche Leid der dort Inhaftierten erzählt.

Am Nachmittag haben wir unsere Projekteergebnisse präsentiert. Hierfür hatten wir Migrant*innen in Lublin interviewt und diese Informationen bzw. ihre Geschichte in Steckbriefen zusammengetragen. Daran anschließend gab es ein großes Farewelldinner mit einer enormen Vielfalt polnischer Spezialitäten wie Pierogi, Bigos, Kuchen uvm.

Mittwoch wurden vormittags die Koffer gepackt und ab 12:40 Uhr mussten wir die Heimreise antreten. In dieser kurzen Zeit haben wir uns so sehr ins Herz geschlossen, dass bei einigen sogar die Tränen kullerten. Somit freuen wir uns jetzt schon sehr auf das Wiedersehen im März 2020 in Münster!

Linda Kerkeling