Am vergangenen Mittwoch, dem 23.01.2019 hatte das Schillergymnasium die Ehre Halina Birenbaum zu empfangen, eine Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die in der Aula einen Vortrag über den Holocaust hielt. Die Veranstaltung stand als eine Gegenposition zu der des AfD-Politikers Alexander Gaulands, der meinte, dass Hitler und die Nazis nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren deutscher Geschichte seien. (Das Zitat wurde von einem Schüler der Oberstufe im Entrée des Nachmittages aufgegriffen).
Frau Birenbaum ging als Jugendliche durch die Hölle. Sie lebte in den unmenschlichen Zuständen des Warschauer Ghettos, war von 1943 bis 1945 Gefangene des Konzentrationslagers Auschwitz. Sie wurde dann kurz vor dessen Befreiung 1945 auf einem Todesmarsch nach Deutschland in das KZ Ravensbrück gezwungen und erst sechs Tage vor Kriegsende am 2. Mai 1945 befreit. Als die Rednerin von dieser schrecklichen Zeit ihres Lebens berichtete hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Die ganze Aula hörte gespannt zu, auch weil immer wieder klar wurde, wie viel Glück und Mut es brauchte, um die Shoah zu überleben. So erzählte Frau Birenbaum beispielsweise, dass sie eine erste Selektion im Konzentrationslager überlebte, obwohl Verletzte vergast werden sollten, indem sie hochhackige Schuhe trug, denen ein Absatz fehlte. Die SS-Wachfrau dachte, sie humple wegen des Schuhes und nicht wegen ihrer eigentlichen Verletzung am Knöchel.
Am Ende der Veranstaltung kamen noch viele interessierte Schüler zur Zeitzeugin, um ihr noch letzte unbeantwortete Fragen zu stellen. Die Veranstaltung war im Ergebnis ein unvergesslicher Moment dieses Schuljahres und hat nochmals gezeigt, dass sich das Jahrtausendverbrechen des Holocaust nicht relativieren lässt. Das Schillergymnasium dankt ebenfalls noch einmal Frau Birenbaum, die sich abermals entschied, in das Land der Täter zurückzukehren. Wie sie auf faszinierende Weise feststellte, sei Liebe für sie größer als Hass.
(Max Maeßen, Jgst. Q2)